Die Region der Altmark
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Frühlingszeit ist Spargelzeit

Spargelernte 2010

Frühlingszeit ist Spargelzeit, so heißt es und dieser Ausspruch trifft auch auf die Region der Altmark zu, doch muss das Wetter mitspielen. Bei der Spargelernte 2010 sah es eher nicht so aus, als wäre Petrus den in der Altmark ansässigen Spargelbauern gut gesonnen. Statt dessen verdüsterte er mit einer Regenwolke nach der anderen den Himmel.

Frischer Spargel für den Küchentisch
© Zoonar / Foto: Joerg Beuge
Frischer Spargel für den Küchentisch
An einigen Tagen regnete es etwas mehr und an einigen Tagen etwas weniger, nur Tage ohne Regen waren nicht sehr häufig. Die Temperaturen ließen im Mai 2010 ebenfalls noch nicht darauf schließen, dass es in einem absehbaren Zeitraum in den Kassen der Freibäder kräftig klingen könnte. Deutschlandweit lagen die Temperaturen um 1,7 °C unter den langjährigen Durchschnittswerten, im Norden und Osten noch etwas darunter. Laut Statistiken war es der kühlste Mai seit 1991 und die negativen Auswirkungen auf die Erträge bei der Spargelernte blieben nicht aus.

In einer alten Bauernregel heißt es, "Ist der Mai kühl und nass, füllt er des Bauern Scheun und Faß", doch wurde diese Regel wohl kaum von Landwirten aufgestellt und vererbt, die sich auf dem Anbau von Spargel spezialisierten. Spargel liebt relativ trockene und gut gedüngte Böden und sprießt am besten bei etwas wärmeren Temperaturen, wurde er doch einst in etwas wärmeren Gefilden kultiviert.

Einige Quellen berichten, dass bereits die alten Ägypter, Griechen und Römer den Spargel als Gemüse oder wegen seiner harntreibenden und die Nierentätigkeit unterstützenden, sowie die Darmtätigkeit anregenden und abführenden Wirkung, als Heilpflanze schätzen lernten. Es sei angemerkt, der gelegentlich erwähnten abführenden Wirkung steht eine von Hippokrates erwähnte stopfende Wirkung gegenüber, welche sich aber auf die Verwendung Wurzel beziehen könnte. Als Heilpflanze wurde vermutlich weniger kultivierter Spargel als vielmehr wildwachsender verwendet. In der Volksheilkunde werden dem Spargel darüber hinausgehend weitere, die Gesundheit und das Wohlbefinden fördernde, Eigenschaften nachgesagt. Unter anderem schreibt man ihm eine blutreinigende und den Blutdruck senkende Wirkung zu. Einige neuzeitliche Studien scheinen dieses überlieferte Wissen um die gesundheitsfördernde Wirkung des Spargels zu bestätigen.

Mit der Ausdehnung des Römischen Reiches dehnten sich auch die Anbaugebiete des Spargels aus und so wurde der Spargel bereits zur Römerzeit nördlich der Alpen von germanischen Stämmen an Rhein, Main und Donau angebaut. Mit dem Untergang des Römischen Reiches verlor der Spargel wieder an Bedeutung. Möglicherweise spielte bei den Germanen der geringe Nährwert des edlen Gemüses eine Rolle, um den Spargel als Speise weitestgehend in Vergessenheit geraten zu lassen. Lediglich als Heilpflanze ist er wohl in klösterlichen Gärten anzutreffen, zumindest wird dies vom Benediktinerkloster St. Gallen berichtet. Erst ab Mitte des 16. Jahrhundert wurde der Spargel dann vom Adel als Delikatesse wieder entdeckt, worauf eine erste schriftliche Erwähnung aus dem Jahre 1565 hinweist. Nach dieser wurde Spargel im Lustgarten zu Stuttgart angebaut.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Spargel dann vermehrt angebaut und in der Mitte des 19. Jahrhunderts wird bereits mit Konservierung von Spargel in Dosen experimentiert. Den ersten Spargel als Konserve gab im Jahre 1852 in Braunschweig. Einen weiteren Meilenstein in der Geschichte des Spargelanbaus setzte dann der Osterburger August Huchel, als er im Jahre 1929 die Deutsche Spargelhochzuchtgesellschaft gründetet.
Der Verdienst von August Huchel bestand nicht nur in der Gründung dieser Gesellschaft, sondern vielmehr in seinen Forschungsarbeiten zur Leistungssteigerung im Spargelanbau. Dass er diese Forschungsarbeiten in der Altmark durchführte, kommt nicht von ungefähr, zählt doch die Altmark neben der Börde, dem Jerichower Land und Anhalt- Zerbst mit zu den wichtigsten Anbaugebieten von Spargel in Sachsen-Anhalt.

Der Gesamtverlust bei der Spargelernte 2010 gegenüber der Spargelernte 2009 beträgt bundesweit geschätzte 20 bis 30 Prozent. Nur auf Anbauflächen, auf denen Mehrfachfolienbedeckungen oder Minitunnelsysteme zur Verfrühung der Spargelernte eingesetzt wurden, fiel der Verlust geringer aus.

Während schwarze Folien ein violettes Anlaufen der Spargelspitzen durch Lichteinwirkung verhindern und die Erwärmung des Bodens begünstigen, dienen durchsichtige Antitaufolien nur dazu, den Boden warm zu halten. Antitaufolien haben den Vorteil, dass sie preisgünstig sind und durch ihnen einfach hindurch gestochen werden kann, schützen jedoch nicht vor einer Verfärbung des Spargels und müssen jährlich erneuert werden.

Häufig kommt eine Kombination aus Antitau- und Thermofolien zum Einsatz. Weiterhin gibt es noch schwarz-weiße Folien, die entsprechend den Temperaturverhältnissen gewendet werden können. So liegt die schwarze Folienseite oben, wenn der Boden erwärmt werden soll, die weiße Seite hingegen, wenn ein Teil des Sonnenlichts reflektiert werden soll, falls es die Sonne an einigen Tagen zu gut meint. Durch den Einsatz entsprechender Folien lässt sich die Erntesaison um cirka 2 Wochen verfrühen. Mit Folien abgedeckte Spargelbeete
© Zoonar / Foto: chrisw
Mit schwarz-weißen Folien abgedeckte Spargelbeete

Eine weitere Kombination besteht in der Verwendung von Minnitunneln. Bei Minnitunneln werden zuerst stählerne Drahtbügel gesetzt, über die dann die Folien gespannt werden. Allerdings ist der zusätzliche Arbeitsaufwand zur Errichtung dieser Minnitunnel ungleich höher.

Unabhängig davon wie früh die Spargelernte beginnt und wie gut oder schlecht das Ernteergebnis war, traditionsmäßig endet diese am 24. Juni eines jeden Jahres. Dieses traditionelle Datum hat weniger damit zu tun, dass es sich beim 24. Juni um den Johannestag handelt, als vielmehr mit der Regenerationszeit des Spargels. Würde dieser noch länger gestochen, könnten die Spargelpflanzen sich nicht bis zum nächsten Frühjahr ausreichend erholen, um wieder den vollen Ertrag zu liefern. Spargel in der Erholungsphase
© Zoonar / Foto: LianeM
Spargel in der Erholungsphase (Regenerationszeit)

Eine Ausnahme wird nur gemacht, wenn die Spargelfelder nach 10 bis 15 Jahren nicht mehr den erhofften Ertrag bringen und bereits neue Felder angelegt wurden. Nur in diesem Fall kann der Spargel so lange gestochen werden, wie es dem Spargelbauern wirtschaftlich erscheint.

 
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